Der Preis des Purpurs by Frank S. Becker

Der Preis des Purpurs by Frank S. Becker

Autor:Frank S. Becker [Becker, Frank S.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik, Historische Romane, Römisches Kaiserreich, Wunschliste, Geschichte
ISBN: 9783784431086
Google: 2grPGAAACAAJ
Herausgeber: LangenMüller
veröffentlicht: 2014-10-29T16:00:00+00:00


5. Kapitel

JUPITERS BEFEHL

(300–304 n. Chr.)

»Die alte Religion darf nicht von einer neuen getadelt werden. Es ist das größte Verbrechen, zu widerrufen, was einmal von den Alten bestimmt und festgesetzt ist und einen sicheren Gang innehält. Darum sind wir eifrig darauf bedacht, die böswillige Hartnäckigkeit schlechter Menschen zu bestrafen, die neue und unerhörte Sekten den alten Götterdiensten entgegensetzen, um nach ihrer schändlichen Willkür zunichtezumachen, was uns einst von den Göttern gewährt wurde.«

Aus dem Anti-Manichäererlass der Kaiser Diocletianus und Maximianus.

Ein Klopfen riss Flavius aus seinen Gedanken. Hastig nahm er eine Liste, verlieh seinem Gesicht einen ernsten Ausdruck und rief: »Herein!« Anfangs hatte der Wiederaufbau der Münze seine ganze Kraft erfordert, aber seit einigen Jahren lief die große Werkstatt, und er konnte sich darauf beschränken, die Qualität des Stempelschnitts zu prüfen und die Abrechnungen zu überwachen, damit das Gewicht der gelieferten Metallbarren dem der geprägten Münzen entsprach. Es war ein geruhsames Dasein, und wenn nichts Besonderes geschah, würde er es irgendwann als geachteter Nummularius beschließen.

Sein Sekretär betrat mit feierlicher Miene den Raum. »Der Kaiser«, sagte er in ehrfurchtsvollem Ton, »wünscht Euch zu sehen. Baldmöglichst.«

Eine Stunde später saß er Constantius gegenüber, in seine beste Toga gekleidet. Der Kaiser sah alt aus, sein bleiches Gesicht faltig, das Haar von grauen Strähnen durchzogen. Doch seine Stimme war fest wie immer, und er behandelte Flavius aus alter Verbundenheit eher als Freund denn als Untertanen. Nach einigen höflichen Worten kam er zur Sache.

»Ihr habt in den vergangenen Jahren so gute Arbeit geleistet, dass sie selbst am Hof in Nicomedia bemerkt wurde.«

Flavius deutete eine Verbeugung an. »Es war mir eine hohe Ehre, zum Ruhm des Augustus Diocletianus beitragen zu können.« Nachdem genügend Münzen mit dem Bild des neuen Caesars in die ewig offenen Hände der Legionäre gewandert waren, prägte man in Augusta Treverorum zunehmend auch für Maximianus, Diocletianus und Galerius.

Constantius lächelte. »Schön, aber lassen wir die Formalitäten beiseite.« Im Gegensatz zu den drei anderen Cäsaren war er der bescheidene alte Soldat geblieben, der sich für große Gelage das Silbergeschirr zusammen borgte und wenig Gefallen an umständlichem Zeremoniell fand. »Dann könntet Ihr Euch sicher vorstellen, noch mehr für Diocletianus zu arbeiten?«

»Sehr gern. Vielleicht noch eine Sonderserie in Gold auf den Sieg über die Perser? Oder auf die Niederschlagung des Aufstands in Ägypten?« Den zweiten Vorschlag machte er ohne rechte Überzeugung, denn bei der Rückeroberung von Alexandria nach monatelanger Belagerung war es zu einem Massaker gekommen. Doch Constantinus, der Sohn des Kaisers, hatte an diesem Feldzug teilgenommen und sich durch Tapferkeit ausgezeichnet.

Constantius schüttelte den Kopf. »Nein, diesmal dreht es sich um mehr. Wie Ihr wisst, will Diocletianus die schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse im Reich verbessern.«

Flavius nickte schweigend. Münzreform und Steuerreform waren nur zwei Beispiele für den unermüdlichen Drang des Kaisers, die Verwaltung des Riesenreichs bis in den hintersten Winkel neu zu regeln. Allerdings musste zur Durchsetzung der anschwellenden Gesetzesflut die Zahl der Beamten stetig steigen. So zogen jetzt alle fünf Jahre Horden von Steuerschätzern durch das Land, um die wirtschaftlichen Verhältnisse jedes Untertanen zu erfassen.

»Dabei ist Diocletianus bewusst geworden, dass manche, nun, sagen wir ruhig: Misserfolge auf mangelnder Abstimmung der einzelnen Maßnahmen beruhen.



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